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Schnittstellen meistern: Warum integrierte Fachplanung über Projekterfolg entscheidet




Wenn das Kabel nicht ins Rohr passt

Architektur und Messe- / Eventprojekte sind Hochleistungsbaustellen. Enge Zeitpläne, viele beteiligte Gewerke, enorme technischen Dichte. Wer einmal erlebt hat, wie ein AV-Team nachts Kabel verlegt, nur um am nächsten Morgen festzustellen, dass das Elektrogewerk dieselbe Trasse für die Stromversorgung beansprucht, kennt das Kernproblem: Schnittstellen.

Nicht die Technik selbst ist die größte Herausforderung, sondern die Übergänge zwischen den Zuständigkeiten. Genau hier entscheidet sich, ob Projekte reibungslos laufen oder im Chaos versinken.

Typische Konflikte im Alltag

In der Praxis treten Schnittstellenprobleme in fast jedem Projekt auf. Beispiele:

  • AV und Elektrotechnik (ELT): Eventtechnik bringt Spitzenlasten mit, die in der ELT-Planung oft nicht berücksichtigt sind. Stromausfälle oder provisorische Nachinstallationen sind die Folge.
  • Licht und Architektur: Spots oder Projektoren stören Sichtachsen, blenden Besucher oder verdecken architektonische Details.
  • Brandmeldeanlagen (BMA) und Showtechnik: Lautsprecher, Screens oder Traversen blockieren Brandmelder oder Sprinkler. Normen wie EN 54 kollidieren mit Inszenierungswünschen.
  • Bühnenbau und Sicherheit: Fluchtwege werden von Rigging-Strukturen oder Dekorationen eingeschränkt.

Jede dieser Konflikte kostet Geld und Zeit, und fast immer hätte man sie durch integrierte Planung verhindern können.

Die Folgen ungeklärter Schnittstellen

Ungeklärte Schnittstellen führen zu drei Hauptproblemen:

  • Kostenexplosion durch Nachträge: Sobald Gewerke in der Bauphase aufeinanderstoßen, muss sofort nachgebessert werden. Messebau kennt keine Verschiebung des Eröffnungstermins, also zahlen Bauherren fast jeden Preis, damit es fertig wird.
  • Zeitverlust: Kollisionen führen zu Verzögerungen. Statt parallel zu arbeiten, müssen Gewerke warten, bis Konflikte gelöst sind. Das verschiebt ganze Bauabschnitte.
  • Qualitätsminderung: Notlösungen sind selten elegant. Provisorisch verlegte Kabel, umgebaute Halterungen oder kurzfristige Änderungen beeinträchtigen das Gesamtergebnis.
Integrierte Fachplanung als Lösung

Die zentrale Idee: Alle Gewerke werden frühzeitig und koordiniert in einem Gesamtplan geführt. Das bedeutet nicht, dass ein Planer alles alleine macht – aber er übernimmt die Rolle des Moderators, Koordinators und Konfliktlösers.

Methoden der integrierten Planung

  • BIM-Modelle (Building Information Modeling): Digitale Modelle, in denen alle Gewerke gleichzeitig arbeiten. Konflikte (z. B. Kabeltrasse vs. Sprinklerleitung) werden schon am Bildschirm sichtbar.
  • Zentrale Planungsplattformen: Gemeinsame Datenräume (CDEs), in denen alle Pläne aktuell gehalten werden.
  • Schnittstellenworkshops: Regelmäßige Meetings, in denen alle Beteiligten gemeinsam offene Fragen klären.
  • Visuelle Simulationen: Lichtsimulationen, Akustik- oder Fluchtwegsimulationen helfen, Konflikte früh zu erkennen.
Praxisbeispiel: 2.000 m² Markenauftritt

Ein internationales Unternehmen plante einen 2.000 m² großen Messeauftritt mit mehreren interaktiven Installationen. Ursprünglich wurden die Gewerke separat geplant. Schon in der Entwurfsphase wurde klar: Die Konflikte häufen sich.

Daraufhin wurde eine integrierte Fachplanung eingeführt. Ergebnis:

  • 15 % Kosteneinsparung durch vermiedene Nachträge.
  • Mehrere Tage Bauzeitgewinn, da Gewerke parallel arbeiten konnten.
  • Deutlich höhere Qualität, da Inszenierung und Sicherheit im Einklang standen.
Handlungsempfehlungen für Auftraggeber
  • Frühzeitig Schnittstellenworkshops einführen, am besten schon in der Konzeptphase.
  • Einen zentralen Koordinator benennen, der Fachkenntnis in allen Gewerken mitbringt.
  • Verantwortlichkeiten klar dokumentieren, jede Schnittstelle braucht einen Verantwortlichen.
  • Digitale Tools konsequent nutzen, Pläne auf Papier sind in komplexen Projekten nicht mehr ausreichend.
  • Budget für Koordination einplanen, es ist immer günstiger, Konflikte am Schreibtisch zu lösen als auf der Baustelle.
Die Achillesferse im Griff

Schnittstellen sind die Achillesferse jedes komplexen Projekts. Sie entstehen zwangsläufig, wenn mehrere Gewerke auf engem Raum zusammenarbeiten. Doch ob sie zum Risiko oder zur Chance werden, hängt von der Planung ab.

Integrierte Fachplanung ist dabei kein „Nice-to-have“, sondern die einzige Methode, die langfristig Kosten, Zeit und Qualität sichert. Wer sie ignoriert, bezahlt den Preis am Ende doppelt.


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