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SiGeKo im Messe- und Eventbau: unterschätzte Pflicht, echte Chance




Bürokratie oder Schlüssel zum Erfolg?

Fragt man Projektleiter in der Architektur und im Messe- / Eventbau nach den größten Stressfaktoren, hört man oft dieselben Antworten: enge Zeitpläne, viele Gewerke gleichzeitig auf der Fläche, und Sicherheitsauflagen, die „plötzlich“ in den Vordergrund treten. In diesem Zusammenhang fällt ein Begriff regelmäßig, meist mit einem genervten Unterton: SiGeKo, kurz für Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordination.

Viele sehen darin eine lästige Pflicht, die nur zusätzliche Dokumentation bedeutet. In Wahrheit ist SiGeKo weit mehr: richtig eingesetzt ist sie ein Werkzeug für Effizienz, Sicherheit und Rechtssicherheit.

Rechtlicher Rahmen: Kein Kann, sondern Muss

Die rechtliche Basis ist eindeutig. In Deutschland verpflichtet die Baustellenverordnung (BauStellV) Auftraggeber dazu, für jede Baustelle mit mehreren Gewerken einen Koordinator für Sicherheit und Gesundheitsschutz zu benennen. Ergänzt wird das durch Vorschriften der DGUV (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung) sowie das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG).

Missachtung ist kein Kavaliersdelikt:

  • Bußgelder bis zu mehreren Zehntausend Euro sind möglich.
  • Bei Unfällen droht persönliche Haftung von Bauherren oder Projektleitern.
  • Versicherungen können Leistungen verweigern, wenn keine SiGeKo bestellt war.
Typische Fehler im Architektur, Messe- und Eventbau

Warum scheitern Projekte trotzdem immer wieder an Sicherheitsthemen? Die häufigsten Ursachen sind banal:

  • Keine klare Koordination: Jeder Subunternehmer arbeitet für sich, niemand behält den Überblick über Gefährdungen.
  • Fehlende Sicherheitsunterweisungen: Fremdpersonal wird auf die Baustelle geschickt, ohne zu wissen, welche Gefahren lauern.
  • Widersprüchliche Pläne: Fluchtwege, Rigging-Strukturen und Bühnenbau werden nicht aufeinander abgestimmt.
  • Parallele Arbeiten ohne Absprache: Während ein Team in der Höhe arbeitet, baut ein anderes darunter, Unfallgefahr garantiert.

Solche Fehler führen nicht nur zu Gefahren, sondern auch zu Verzögerungen, Baustopps und Mehrkosten.

Chancen der SiGeKo-Arbeit

Richtig umgesetzt entfaltet SiGeKo enormes Potenzial:

  • Effizienzsteigerung: Klare Abläufe sorgen dafür, dass Gewerke nicht aufeinander warten müssen.
  • Weniger Baustopps: Sicherheit und Organisation verhindern, dass Behörden eingreifen.
  • Produktivität: Wenn Gefahren vorab ausgeschlossen werden, können Teams konzentrierter arbeiten.
  • Vertrauen: Auftraggeber und Besucher sehen, dass Sicherheit ernst genommen wird – ein nicht zu unterschätzender Imagefaktor.

Kurz gesagt: Sicherheit ist Effizienz.

Die Rolle des Fachplaners als SiGeKo

Ein entscheidender Vorteil entsteht, wenn die Rolle des SiGeKo von einem erfahrenen Fachplaner übernommen wird. Denn dieser kennt die technischen Gewerke, versteht deren Risiken und kann Konflikte realistisch einschätzen.

Beispiele:

  • Ein Planer erkennt, dass Rigging-Traversen nicht nur statisch, sondern auch sicherheitsrelevant sind, weil sie Fluchtwege verdecken können.
  • Er weiß, dass BMA- und AV-Technik nicht nur technisch, sondern auch sicherheitlich kollidieren können.
  • Er kann Maßnahmen vorschlagen, die nicht nur theoretisch, sondern praktisch funktionieren.

Damit wird der SiGeKo vom „Papierfüller“ zum Moderator und Sicherheitsarchitekten des Projekts.

Praxisleitfaden: Fünf Schritte für erfolgreiche SiGeKo
  • Frühzeitige Einbindung: Der Koordinator muss von Beginn an dabei sein – nicht erst kurz vor Bau.
  • Dokumentation und Pläne: Sicherheits- und Gesundheitsschutzpläne (SiGe-Pläne) sind Pflicht und müssen verständlich sein.
  • Regelmäßige Begehungen: Probleme lassen sich nur vor Ort erkennen.
  • Sofortige Kommunikation: Abweichungen müssen unmittelbar gemeldet und gelöst werden.
  • Verantwortung teilen: Jeder Unternehmer trägt Mitverantwortung – der Koordinator bündelt, aber entbindet niemanden.

Praxisbeispiel: Reibungsloser Messeaufbau

Ein Automobilkonzern ließ einen mehrstöckigen Messestand bauen. Normalerweise kam es in der Aufbauphase zu massiven Konflikten zwischen Gewerken, Sicherheitsbedenken führten in der Vergangenheit sogar zu einem Baustopp.

Mit einer konsequent eingesetzten SiGeKo wurde diesmal anders gearbeitet: klare Unterweisungen, tägliche Sicherheitsrunden, sofortige Abstimmungen. Ergebnis: kein einziger Unfall, keine Verzögerung, pünktliche Eröffnung. Der Projektleiter sprach später von „der entspanntesten Messe seit Jahren“.

Von der Pflicht zur Chance

SiGeKo ist kein bürokratisches Hindernis, sondern ein strategisches Werkzeug. Richtig eingesetzt reduziert sie Risiken, beschleunigt Abläufe und schafft Rechtssicherheit.

Gerade in der Architektur und im Messe- / Eventbau mit seinen engen Zeitplänen gilt: Wer Sicherheit koordiniert, spart Zeit, Geld und Nerven. Und er sorgt dafür, dass das wichtigste Ziel erreicht wird: ein Projekt, das pünktlich, sicher und erfolgreich abgeschlossen wird.


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